FR 21. Mai, 23 h (Vernissage) - SA 22. Mai bis SO 06. Juni, täglich ab 18.00 Uhr | Lokal Harmonie, Harmoniestraße 41
Annette Jonak
"Rom ist Baustelle. Schon seit über 3000 Jahren ist Rom Baustelle. Auch nach mehr als 3000 Jahren ist
Rom immer noch nicht fertig." (Andreas Neumeister: Könnte Köln sein, FfM 2008)
Städten ist die ständige Transformation immanent. Was jahrelang mit großer Selbstverständlichkeit
Expansion bedeutete, hat im Zuge von Strukturwandel und Krise längst schrumpfende Städte und
Funktionsbrachen hervorgebracht. So auch zum Beispiel in Ruhrort.
Wenn Städte als eine Agglomeration von geschaffenen Räumen betrachtet werden, so drängt sich auf
einer visuellen Ebene immer auch der Vergleich zur Bühne und Kulisse auf. Dabei liegt das Interesse
der Fotografin nicht bei den städtebaulichen Groß- und Fassadenprojekten, sondern in der Suche
nach den übersehenen Räume, den Brachen im konkreten wie abstrakten Sinne. Wo sind die
Raumschaffer an den vergessenen Orten und übersehenen "blinden Flecken“? Im "Masterplan" zur
Neugestaltung von Ruhrort sind reale Teile des Stadtteils einfach verschwunden, ohne überhaupt als
zu bearbeitende/verändernde registriert worden zu sein.
Wo die großen Bühnen sozialen Geschehens verlassen wurden, schleichen sich immer wieder die
Spuren von individueller Handlung ein: Provisorien und Improvisation zeugen von einer Nutzung der
Freiräume durch Kleinakteure, die die stehen gebliebenen Kulissen wieder zur städtischen Bühne
transformieren. In Ruhrort wird dieser ansonsten anarchische Vorgang im Rahmen von "Ruhr.2010"
("Kreativ.Quartier", "Ruhrort Träume") strukturiert zu implementieren versucht. Welche Auswirkungen
hat dies auf die Arten der Transformation? Auf den Charakter der Freiräume? Für die individuellen
Zugriffe? Für den so erschaffenen Zukunftsraum? Entstehen neue "blinde Flecken" und welcher Art
sind diese? Die Fotografie mit ihrer Möglichkeit des Festhaltens und Selektierens sowie die
fotografische Ausarbeitung der Fotografien als autonome Bilder kann den individuellen Spuren und
Geschichten eine Plattform bieten, die hinter den Fassaden der Städte – und auch in um ihre
Verwandlung bemühten städtebaulichen und kreativwirtschaftlichen Masterplänen – oft verschwinden. |